Der Japankäfer – Ein kleiner Einwanderer hält uns auf Trab

Produkte aus dem Ausland finden den Weg mit den unterschiedlichsten Verkehrsmitteln und einer uneingeschränkten Logistik zu uns, so auch unsere Pflanzen und Frischprodukte, und das in enormen Mengen. Trotz Kontrollen schleichen sich manchmal durch kleine Sicherheitslücken ungebetene Gäste und Krankheiten ein – so auch der Japankäfer. Durch seine schnelle Verbreitung wird er bei uns noch länger im Gespräch bleiben und ist deshalb auch in diesem Blog Thema. Erfahre hier mehr über den kleinen Schädling.

Hinter den Kulissen einer Winzling-Invasion

Beim Popillia japonica, wie der Kleine auf Lateinisch heisst, handelt es sich um einen Blatthornkäfer, der sich seit dem letzten Jahrhundert immer mehr verbreitet hat. Von Japan über die USA nach Kanada – seine Spuren sind gut zu lesen, denn er hinterlässt grosse Schäden. Importiertes Pflanzenmaterial machte seine Reise erst möglich.

 

Der Spielplatz des Japankäfers

In den 70er Jahren machte er auf den Azoren erstmals auf europäischem Gebiet auf sich aufmerksam, über 40 Jahre später tauchte er in Mailand auf. Mithilfe von Pheromon-Fallen, die bis an die Schweizer Grenze aufgestellt wurden, konnte man ihn nun besser beobachten und verfolgen. 2020 fasste er im südlichen Tessin zum ersten Mal in der Schweiz Fuss (oder Flügel). Seit er im Mittelland gesichtet wird, gelten nun auch in dieser Region strenge Massnahmen, um die Weiterverbreitung bestmöglich zu unterbinden. Er befällt ein weites Spektrum an Nutz- und Zierpflanzen, unter anderem Obstpflanzen (Äpfel, Brombeeren, Weinreben, Kirschen), Ulmen, Linden, Ahorne, Sojabohnen, Rosen und viele mehr.

Der Japankäfer verbreitet sich im adulten Stadium normalerweise fliegend (Juni bis September), er legt in der Regel nur kurze Strecken zurück (500 m bis 700 m pro Tag), es wurden aber auch längere Distanzen dokumentiert, zum Beispiel über Wasser (bis zu 8 km). Der Mensch spielt bei der Verbreitung eine unfreiwillige Rolle. Durch geschnittenes Pflanzenmaterial kann sich der Winzling in einem grösseren Umkreis vermehren, als er es fliegend schafft. Findet er es an seinem neuen Wohnort gemütlich, legt er im Herbst seine Eier in den Boden. Die Larven überwintern in tiefen Erdschichten, begrüssen den Frühling Richtung Erdoberfläche und fressen sich erst mal an den Wurzeln satt. Im Mai bis Juni schlüpft der Störenfried und beginnt sofort mit der Paarung.

Wenn er die Eier in Feuchtgebieten ablegt, beispielsweise in Mooren, ist das für die Bekämpfung eine echte Herausforderung, da diese grösstenteils geschützt sind und der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln verboten ist.

 

Wie entlarve ich den grünen Schelm – ein kurzer Steckbrief

«Ich bin im adulten Stadium immer noch ziemlich klein, etwa 10 bis 12 mm lang und bis zu 5 mm breit. Meistens bin ich braungebrannt und von der Sonne geküsst, meine Flügeldecken schimmern bronzen bis metallisch grün, sie decken meinen Popo nicht ganz ab, denn der ist mit weissen Haarbüscheln bedeckt. Davon besitze ich ebenfalls je fünf kleine an den Seiten, die nach hinten verlaufen. Ich werde sehr ungern gestört, wenn ich mich bedroht fühle, strecke ich zwei Beine rechtwinklig vom Körper weg, so vertreibe ich meine Feinde.»

 

Japankäfer oder Doppelgänger: Ein Spiel der Verwechslung?

Der kleine Schädling ist leicht zu verwechseln, beispielsweise mit seinen Artgenossen, dem Gartenlaubkäfer (Phyllopertha horticola) oder dem Julikäfer (Anomala dubia). Ähnlichkeiten werden auch dem Rosenkäfer, dem Junikäfer und den Feldmaikäfern nachgesagt. Der prägnanteste Unterschied sind die weissen Haarbüschel, die Doppelgänger haben nämlich keine. Ein weiteres unverwechselbares Zeichen ist das Warnverhalten mit den ausgestreckten Beinen.

Käfer-Missgeschicke: Welches Chaos hinterlässt er?

Die Larven des kleinen Einwanderers schaden den Wiesen- und Rasenflächen. Der Wurzelfrass wird nicht sofort sichtbar, sondern erst im Spätsommer durch das Absterben der befallenen Fläche. Bei einer grossen Population an Larven kann sogar das ganze Wurzelsystem durchtrennt werden. Das hat zur Folge, dass die Fläche wie ein Teppich aufgerollt werden könnte.

Der Käfer hinterlässt eine Spur, die nicht ignoriert werden darf. Sehr markante Frassspuren sind Indikatoren für die Stellen, an denen er verweilt. Typisch ist der Skelettierfrass, die Blattnerven bleiben dabei bestehen. Im schlimmsten Falle kommt es zum Kahlfrass, dann wird auch vor den Blüten kein Blatt mehr vor den Mund genommen.

Den Käfer in die Flucht schlagen: Unsere Gegenmassnahmen

Der Käfer gilt als Quarantäneorganismus. Man ist also verpflichtet, den Käfer bei Sichtung zu melden und Quarantänemassnahmen zu ergreifen.

  • Den Käfer einfangen, nicht wieder frei lassen, gegebenenfalls einfrieren
  • Überprüfen, ob es sich nicht um einen Doppelgänger handelt und die markanten Merkmale wie beispielsweise die Haarbüschel checken
  • Fotografisch festhalten und den genauen Standort sowie die Pflanzenart notieren
  • So schnell wie möglich den Pflanzenschutzdienst des Kantons benachrichtigen

Aktuell sind keine Pflanzenschutzmittel zugelassen, die zur Bekämpfung des Schädlings beitragen könnten. Mit entomopathogenen Pilzen werden jedoch Tests durchgeführt, die bereits zur Abwehr von Juni- und Gartenlaubkäfern eingesetzt werden.

Auch wenn du aktuell vielleicht noch keinem Japankäfer begegnet bist, lohnt es sich, die Augen offen zu halten und aufmerksam zu sein. Prävention ist der Schlüssel zur Bekämpfung der kleinen Plagegeister.

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